Montag, 19. September 2016

ein halber Marathon




Ich hatte es hier ja schon angekündigt: Als neue sportliche Herausforderung hatte ich mir für dieses Jahr den Halbmarathon vorgenommen. Mein Ziel war, die Strecke in unter 3 Stunden zu schaffen und über Monate habe ich mich Kilometer für Kilometer an diese Distanz rangelaufen.
Eine Weile dachte ich, dass ich nicht über die 18 km hinaus komme, denn das blieb lange der Punkt, an dem ich kaum noch die Beine vom Boden heben konnte. Aber im Laufe des Sommers wurde ich dann doch immer zuversichtlicher, dass ich die 21 km durchlaufen werde und ich die 3 Stunden locker schaffen kann. In einem Trainingslauf schaff ich sogar die 2:40 Stunden und bin Stolz wie Oskar.

Letzten Sonntag war es dann soweit: Tegernseelauf! Und ich dreh diesmal nicht wie letztes Jahr nach 5 km um, sondern lauf einmal komplett um den See. Das Wetter war regnerisch aber nicht zu kühl.
Eigentlich hatte ich mich drauf eingestellt, von Anfang mein Tempo zu laufen, was mich dann wohl schnell ans Ende des Felds befördert hätte. Deswegen habe ich mich ja auch bei der Startaufstellung gleich mal weit hinten eingereiht. Aber wie das so ist, wenn da 4500 Leute auf einmal los laufen: Man läuft einfach mal mit.

Und ich war auch super motiviert, alles lief am Anfang ganz locker, schön mit dem hinteren Feld mit.
Der Blick auf meine Lauf-Uhr verrät mir, dass ich für meine Verhältnisse viel zu schnell unterwegs bin und mein Kopf drückt beständig auf die Bremse. Aber ich bin entspannt, genieße die Aussicht und laufe einfach weiter. An meiner Wohnung komm ich auch vorbei und kann meinen Nachbarn zuwinken und mir geht es immer noch blendend. 
Nach 10km stelle ich dann fest, dass das gerade eben die schnellsten 10km meines Lebens waren... und ich ja noch nicht mal einen Schlussspurt eingelegt habe. Ich war mächtig stolz, aber langsam kam auch die Angst: Was passiert jetzt auf den nächsten 11 Kilometern? Geht mir die Luft aus und ich breche völlig zusammen?
Ich will mich weiterhin bremsen, aber das funktioniert irgendwie gar nicht, wenn da am Straßenrand ständig Leute stehen und klatschen und anfeuern. Und ich grinse immer noch wie ein Honigkuchenpferd.

Meine Zwischenzeiten bleiben bis 14km konstant. Dann beginnt das dicke Ende, denn es geht 4km lang stetig bergauf. Verständlicherweise werde ich langsamer, aber während andere ins Gehen wechseln, laufe ich tapfer weiter. Außerdem beginnt es jetzt richtig zu regnen, was aber immerhin meinen heißgelaufenen Kopf wieder abkühlt.
Bisher bin ich an alles Verpflegungsstationen vorbei gelaufen, aber die letzte Station bei Kilometer 18 sehne ich dann doch herbei und ich nehme dankbar 2 Becher mit isotonisch-zuckerigen Flüssigkeiten. Ich weiß es kommen noch 3 Kilometer, bei denen es jetzt erstmal bergab geht, dann wieder bergauf und dann nochmal bergab ins Ziel. 

Der Regnen hat wieder nach wieder nachgelassen und jetzt will ich es endgültig wissen: Mit Schwung laufe ich den Berg hinunter und spüre meine Oberschenkelmuskeln regelrecht aufschreien.
Aber da müssen die jetzt durch. Der letzte Anstieg geht wieder über einen Kilometer und ist zugleich der steilste auf der ganzen Strecke. Ein paar müde Läufer müssen Pause einlegen und sich dehnen, aber ich laufe tapfer weiter und kämpfe. Alles tut mittlerweile weh, aber jetzt will ich auch nicht mehr kürzer treten. Der Berg ist geschafft, und es geht wieder bergab. Ich werde wieder schneller und auf den letzten 500 Metern will ich noch mal alles geben, was geht.
Doch dabei will ich zu viel und mein rechtes Bein beschwert sich jetzt sehr deutlich. Also runter vom Gas, weiter laufen, locker bleiben, keinen Krampf riskieren.
Ich kann das Zieltor schon sehen und will es jetzt nur irgendwie über die Ziellinie schaffen, damit meine Zeit stoppt. Kurz denke ich noch, dass ich jetzt doch noch vor dem Ziel zusammenbreche und nicht mehr aufstehen kann... aber dann bin ich im Ziel. 

21,1km und die Uhr bleibt stehen bei 2 Stunden 25 Minuten und 20 Sekunden! Wow... sogar unter 2,5 Stunden! Mein letzter Kilometer war fast genauso schnell wie mein erster und dazwischen gab es keine außergewöhnlichen Schwankungen.
Ich war in diesem Halbmarathon jetzt schneller unterwegs als letztes Jahr noch bei den 10km! Darauf bin ich sehr stolz und ich bin gespannt, wie das bei meinem 2.Halbmarathon klappen wird, der ja nun in 3 Wochen schon ansteht. Ich sag also nur: Läuft bei mir!