Montag, 26. Mai 2014

Blumen auf dem Grab

Man stelle sich folgendes vor:

Ein heftiges Gewitter geht über die Stadt nieder. Der Wind peitscht den Regen durch die Straßen auf denen nur noch einzelne Personen zum nächsten Unterschlupf rennen und der Donner hat genug Platz über den leeren Asphalt zu rollen. Die Verkäuferin in einem Blumenladen rennt hektisch aus dem Laden heraus um die letzten Blumen von draußen herein zu holen. Keuchend steht sie schließlich im trockenen, eine Strähne ihres nassen Haares klebt ihr im Gesicht, aber sie sortiert schon wieder die Rosen, von denen es einige nicht geschafft haben. 
Plötzlich klingelt das Telefon, sie zuckt zusammen und sticht sich an den Dornen. Ein dicker Tropfen Blut quillt aus ihrem Daumen. Mit der anderen Hand greift sie zum Telefon: "Hallo?" Es knistert kurz in der Leitung bevor ihr eine Stimme wütend erklärt: "DIE BLUMEN AUF MEINEM GRAB GEFALLEN MIR NICHT!!!"

Sowas in einem Film, und man weiß schon: Zombies! Yeah!
Aber so oder so ähnlich hat sich das vor wenigen Tagen tatsächlich zugetragen. Denn da hat sich meine Tante bei der Gärtnerei beschwert, dass ihr die Blumen auf ihrem Grab nicht gefallen würden. Dieses Frühjahr hatte sie sich nämlich schon mal ein Grab gekauft mit einer passenden Stele dazu und einen Gärtner beauftragt, das fortan auch regelmäßig zu pflegen. Irgendwann wird sie es ja mal brauchen und dann weiß sie immerhin schon, dass alles auch so ist, wie es ihr gefällt.

Also mal ganz ehrlich: Zombies im Film wären mir lieber gewesen.

Freitag, 23. Mai 2014

Meine erste Steuererklärung

Vor einem Monat hatte ich mich aufgemacht, mir das zurück zu holen, was mir rechtmäßig zustand! Den Klauen des Staates das wieder zu entreißen, was er mir über Monate hin genommen um sich selbst zu bereichern. Ich hatte nichts zu verlieren und war zu allem entschlossen! 
Aber erstmal bin ich dann doch lieber im Wohnzimmersessel sitzen geblieben. Denn nach kurzer Recherche hatte ich im Internet ELSTER entdeckt, ein Programm mit dem man seine Steuerklärung am Rechner machen kann. Während man das runterlädt und installiert kann man sich auch gut mit heißen (oder kalten) Getränken und Snacks versorgen. Wie praktisch!

Nach einem solch fulminanten Start wurde es dann aber schon etwas komplizierter: Ich musste anfangen mit dem Ausfüllen des Formulars. Soweit, so kompliziert. Nach 4 Seiten war ich auch schon wieder am Ende... und war verwirrt. Denn bisher wurde ich noch nirgendwo nach Gehalt oder sonstwas gefragt.
Endlich zeigte sich also die ganze Tücke des Untieres Staat, das seine Schätze wohl zu hüten weiß. Unzählige Möglichkeiten, unzählige Klicks die einen in die Irre führen wollen, während nur ein Fenster weiter mein unkomplizierter Webbrowser mit viel spannenderen Angeboten lockte.

Ich musste mich also für einen taktischen Rückzug entscheiden, und in einem geschützten Quartier Nachtlager aufschlagen.
Am nächsten Morgen wagte ich dann mit Kaffee und Brötchen bewaffnet den nächsten Vorstoß. Und tatsächlich entdeckte sich mir verborgen am linken Rand, mit der Hand ein Stück herunter gescrollt, eine lange Liste an möglichen Zusatzformularen! Schlimmer als die Sphinx bombardierte mich das Programm mit Fragen, welcher Art mein Einkommen denn sei. Vehement musste ich abstreiten, Wald oder Acker bessenen und bewirtschaftet zu haben. Und beinahe wäre ich an einem Formular vorbeigezogen, dass sich besonders unauffällig zwischen allen anderen verstecken wollte. Doch beim zweiten hinsehen erkannte ich es und fügte es gnadenlos meinem Antrag hinzu. Dort hing es dann und harrte seiner Ausfüllung.

Dafür musste ich nun erstmals auch meinen Sessel verlassen und in meinen Unterlagen die Jahresabrechnung von meinem Arbeitgeber suchen, um die Zahlen treulich vom Papier ins Formular übertragen zu können.
Diese Daten waren den Finanzamt zwar bereits bekannt, da sie sie schon von meinem Arbeitgeber zugeschickt bekommen hatten. Aber von mir wollten sie es nochmal bestätigt bekommen, diese Schlingel!
Ehrgeizig trieb ich mich weiter voran, doch umso mehr Zahlen ich eintippte, umso länger wurde mein Antrag! Plötzlich fügten sich von alleine weitere Anhänge hinzu und immer mehr Dinge wollte sie von mir wissen! Wie viele Kilometer ich zur Arbeit brauche. Und an wie vielen Tagen ich diese Strecke denn nun tatsächlich zurückgelegt hatte. Ich musste meinen Taschenrechner zücken und subtrahierte Urlaubstage und Feiertage, bevor ich dann wieder Arbeitstage addierte und zu einem Ergebnis kam, das mir erstaunlich gering vorkam. Also zählte ich manuell nochmal am Kalender nach und musste einsehen, dass diese Ewigkeit bei der Arbeit  letztes Jahr doch nicht mal 150 Tage waren.

Endlich war ich am Ende, doch das Programm war nicht zufrieden mit mir: Ich hatte die Kirchensteuer vergessen! Wir konnte ich nur. Also, dann müssen da also so und so viele Euro und so und so viele Cent drin stehen... Das Biest holte zu einem letzten großen Schlag aus und statt 52,60 Euro stand da auf einmal 5260 Euro. Ich versuche es erneut... und wieder soll ich der Kirche tausende von Euro überwiesen haben. Das gibts doch nicht... Das Biest, eigentlich schon gefangen und niedergebunden wehrte sich mit aller Kraft gegen den Todesstoß, in dem es mir Fehlermeldungen um die Ohren schlug. Doch eiskalt beende ich diesen Todeskampf mit einem Stich direkt ins Herz: Kirchensteuer - 53 Euro.

Fertig! Antrag online ans Finanzamt übermitteln. Olé-olé! Doch noch ein letztes Mal zuckte das Vieh: Das Dokument sollte eine digitale Signatur bekommen, damit es ohne Unterschrift gültig sei. Aber das gab wieder nur Fehlermeldungen. Pff... dann schick ich das halt ohne Digi-Dings ab und schau was passiert: Es passierte ein weiteres Dokument, das ich nun ausdrucken, unterschreiben und zum Finanzamt schicken musste, damit sie meinen Online-Antrag bearbeiten können. Pff... wenns weiter nichts ist. Dafür geb ich ja noch nicht mal ne Briefmarke aus, sondern werf denen das persönlich ein, auf dem Weg ins Schwimmbad.

Und nun, rund einen Monat später konnte ich die Früchte meiner Arbeit ernten! Es hatte sich gelohnt!
Warum auf dem Brief nun allerdings "Herrn Magister Christian" stand... vielleicht ein posthumer Gruß des besiegten Untieres, damit der Briefträger auch mal was zu lachen hat?

Donnerstag, 15. Mai 2014

Fertig gewählt!

Stadtrat, Bezirsktag, Landtag, Bundestag, Europaparlament und dazu noch ein paar Volksentscheide: Seit September letzten Jahres haben wir hier jetzt fast alles gewählt, was man nur wählen kann. Der Bürgermeister fehlt noch, aber die Wahl steht erst 2016 an. Wobei hier seit 1980 immer der selbe Bürgermeister ist, der sich damit sogar dienstältester Oberbürgermeister deutschlandweit nennen darf.

Noch ein paar Wochen, dann sind die Wahlplakate dann endlich auch wieder verschwunden. "Es ist unser Europ" lese ich da immer am Straßenrand. Das dunkelblaue "a" sieht man nicht, weil es in den schwarzen Kittel der jungen Dame hineinragt. Das ist doch mal toll gemacht! "Bayern statt Brüssel" lese ich auf dem Plakat eine Straßenlaterne weiter. Andere werben "Für ein Europa der Chancen", wieder andere sagen einfach nur "GENug" und ich denke nur: genAU.

Dabei kann man noch nicht mal sagen, dass sich da niemand Gedanken über die Plakatwerbung machen würde. Ich habe ein Interview gesehen, in dem sich eine Pressesprecherin dazu äußert, dass der Kandidat auf dem Plakat auf einem Stuhl sitzt, weil man sich damit besser identifizieren kann. In jedem Haushalt gibt es nämlich auch Stühle.
Na, zum Glück habe ich diese Erklärung noch rechtzeitig erhalten, denn sonst hätte ich am Ende noch irgendwas mit Stuhlgang interpretiert.

Der Umschlag mit meiner Briefwahl ist auf jeden Fall abgeschickt und ich habe damit meine Bürgerpflicht erledigt. Ich hoffe, dass sich viele Leute dazu aufraffen können, dieses eine Kreuz zu machen. Wenn nämlich nur wenig Leute ihre Stimme abgeben, kann es leicht passieren dass etliche extreme Parteien auch ihre Leute nach Brüssel schicken. Und allein schon weil die dann dadurch 8000,- Euro pro Kopf im Monat verdienen würden, sollte man damit nicht spaßen.

Blöd eigentlich, dass ich mich dafür nicht beworben habe.... Denn ich kann nicht nur auf sondern auch zwischen Stühlen sitzen, bin für Chancen, gegen Arbeitslosigkeit und mein Europa ist es ja auch.

Samstag, 3. Mai 2014

Der nächste Stein auf dem Weg

Das wäre ja auch zu schön gewesen, wenn tatsächlich mal was klappt... *sigh*
Aber von vorne: Es geht um die Zulassung vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BaMF). Sehr viele Stellen für Lehrer Deutsch als Fremdsprache / Zweitsprache verlangen diese Zulassung. Es gibt da 25 verschiedene Möglichkeiten, wie man die Kriterien für eine Zulassung erfüllen kann, abhängig von Bildung und Praxiserfahrung. Sprich: Hat man also ein DaF-Studium abgeschlossen, braucht man gar keine weitere Praxisnachweise. Oder wenn man andererseits bereits 5 Jahre unterrichtet hat spielt das andere keine Rolle mehr.
Aber interessanterweise kann man diese Zulassung selber gar nicht beantragen. Nur Kursträger können Anträge für Lehrer stellen... aber viele setzen bei der Bewerbung schon voraus, dass eine Zulassung vorliegt. Da hätte ich mir schon die Haare raufen können, wenn ich noch welche übrig hätte.
Aber dann: Es fand sich ein Arbeitgeber, der an mir interessiert war und auch gleich einen Antrag für mich an das BaMF geschickt hatte. Für Wochen schien das Ziel schien in greifbare Nähe... dann kam heute der Bescheid, dass ich zugelassen bin, eine weitere Zusatzqualifizierung für meine Zulassung besuchen zu können!
Ehmm... wie bitte? "70 Unterrichtseinheiten" - ja, davon habe ich gelesen und ich bin davon ausgegangen, dass es sich dabei um Praxiserfahrung handelt. Und ich habe doch sogar 80 davon. Ich frage nochmal nach und muss einsehen: Ich habe es verwechselt. Ich muss diesen Zusatzkurs belegen oder 500 Unterrichtseinheiten Praxiserfahrung vorweisen. Also wenn mich jetzt jemand 420 Stunden unterrichten lassen würde, wär alles kein Problem mehr. Aber das wollen die ja nun gerade nicht ohne Zulassung...

Ok, damit kann ich dann rund 90% meiner Bewerbungen direkt abschreiben. Denn solche Qualifizierungskurse finden nicht ganz so häufig statt. Am häufigsten noch in Wuppertal, aber da findet der Kurs nicht am Stück statt sondern auf einzelne Wochentage verteilt. Blöd. Angeblich gibts auch Kurse in München, aber da ich auf den Homepages nichts gefunden habe, hab ich da mal Anfragen per Mail an die Anbieter verschickt. Vielleicht wird das noch was.
Ansonsten scheint es in Süddeutschland nur noch einen Kursort zu geben: Tübingen! 2mal im Jahr finden da diese Kurse statt und das nächste Mal von September bis November an 3 verlängerten Wochenenden. Das wäre machbar... aber: NOVEMBER !!! Es kann doch nicht bis November dauern, bis ich den nächsten Umweg zu Ende gegangen bin???
Naja, ich habe noch Hoffnung auf ein paar Arbeitsgeber, die keine staatliche Zulassung verlangen. Viele Bewerbungen sind das nicht... aber ein Angebot würde mir ja auch schon reichen.

Und eigentlich hab ich ja auch ein Angebot: Die Schokoladenfabrik will mich ab Juni wieder haben. Um das zu vermeiden bleibt mir jetzt nicht mehr viel Zeit...


Out of time
Out of fight
Tracing circles that don't feel right
At least we know that at least we tried
We're swimming against the tide