Dienstag, 19. März 2013

Filmvorschau: Dead Man Down

Es gibt Darsteller, die scheinen ein Abo für die Sneak-Preview zu haben. Ich weiß gar nicht, wie oft ich Julianne Moore in den letzten Jahren jetzt schon dort gesehen habe. Vor ein paar Jahren war es mit Martina Gedeck ganz schlimm, weil ich die Filme mit ihr gar nicht mochte (auch wenn es weniger an ihr lag). In letzter Zeit gibt es alle Nase lang eine Komödie mit Paul Rudd, immer als Ehemann in einer Lebenskrise.

Gestern gab es dann mal wieder Colin Farell zu sehen. Der hat es ja bisher auch nie geschafft, eine wirklich gute Rolle abzugreifen. Mit "Dead Man Down" ist ihm das zumindest wieder nicht gelungen.
Er spielt Victor, der eigentlich Lazlo heißt. Und er ist auf einem Rachefeldzug, weil ein Gangster-Boss seine Familie ermordet hat. Dazu infiltriert er das Gangster-System, bringt heimlich Leute um und verschickt rätselhafte Briefe mit Teilen eines zerrissenen Bildes seiner Familie.
Ganz Profi-mäßig hat Victor/Lazlo also in seiner Wohnung hinter dem Kühlschrank ein verstecktes Zimmer mit Bildern von all denen, die er noch umbringen muss. Und nachts schaut er sich Videos von seiner Tochter an und weint.

Dann gibts da noch seine Nachbarin Beatrice (Noomi Rapace). Die will auch Rache, weil ihr Gesicht durch einen Autounfall entstellt ist und der Unfallverursacher nur 3 Monate im Gefängnis saß. Als sie Victor/Lazlo dabei filmt, wie er in seiner Wohnung jemanden umbringt, scheint sie die Lösung ihrer Probleme gefunden zu haben: Victor soll für sie morden und das Video auf ihrem Handy eignet sich gut als Druckmittel.
Hier haben wir allerdings auch schon den ersten Kritikpunkt: Die Maske. OK, sie hat ein paar Narben im Gesicht. Aber so schlimm sieht das nun auch wieder nicht aus und es wirkt unglaubwürdig, dass die Kinder auf der Straße "Monster" rufen und sie mit Steinen bewerfen. Und warum sie ihre Narben nicht ab und an mit Make-Up verdeckt, ist auch nicht ganz logisch.

Heimlich verfolgt sie Victor also bei seiner Arbeit und bekommt so die Gelegenheit, ihm bei einer Flucht helfen zu können. So entwickelt sich dann langsam (sehr langsam!) eine Beziehung zwischen den beiden, mit Essen in Tupperware und einer hellgrünen Hasenpfote die Glück bringen soll.
Nebenbei arbeitet er also daran, für sie Rache zu nehmen, während seine Gangster langsam auf die Schliche kommen, welches Doppelleben er führt und er sich eigentlich beeilen sollte.

Aber irgendwie kommt der Film nicht so richtig in Fahrt. Wenn man dann mal durchschaut hat, was da denn nun genau in der Vorgeschichte zu der jetzigen Situation geführt hat, und wie komplex das Gestrüpp aus Kriminellen und Rachsüchtigen insgesamt ist, muss man dann doch erstmal noch mit ansehen, wie Victor und Beatrice sich gegenseitig bedauern und heimlich anschmachten. 
Sollte das also ein Action-Film sein? Anfang, Schluss und auch einige Szenen dazwischen deuten darauf hin. Doch dann gibts da auch diese ganzen langen Durchhänger in denen wenig passiert und hauptsächlich eine düstere, melancholische Stimmung entwickelt wird. Action-Fans gähnen dabei. Und Leute die diese stimmungsvollen Szenen mögen, werden bei der Brutalität der Kampfszenen gleich am Anfang schon abschalten.
Wikipedia nennt diesen Stilmix "neo-noir thriller crime film". Ich sage dazu eher "Rohrkrepierer der sich noch nicht mal für ein Rohr entscheiden kann".
Man muss dem Autor J.H. Wyman (The Mexcian; Fringe) und dem dänischen Regisseur Niels Arden Opelv (The girl with the dragon tatoo) zumindest Bemühtheit attestieren, hier etwas Neues zu mischen. Aber leider wirkt der Film dann eben auch vor allem eines: Bemüht. Und nur mit Mühe rettet man sich über viele Minuten, in der noch mehr Leute eingeführt werden, die Rache wollen oder an denen Rache geübt werden muss, weil sie auch irgendwie beteiligt sind. Da sitzt mal einer gefesselt und geknebelt in einer Pfütze im Keller. Dort trifft man sich nachts auf einem Schiff und will die Rache vorantreiben. Das ist dann leider doch zu überladen.

In weiteren Rollen hätten wir dann noch Terrence Howard als fast schon sympatischer Gangsterboss, Dominic Cooper als fast schon rechtschaffenen Gangster und Victors fast schon besten Freund und Isabelle Huppert als Beatrices fast schon gehörlose französische Mutter. 
Nicht mitspielen darf die Sonne, denn wenn es nicht gerade Nacht ist, dann ist es bewölkt bis regnerisch; und ich will ja nicht zu viel verraten, aber das große Gewitter gibts natürlich zum Finale.