Samstag, 9. Februar 2013

Todesursache: Treppensteigen

Meine Beine sind am Ende: Soooo viele Treppen! Wie haben sich die Incas dabei denn nur gedacht, als sie ihre Stadt auf dem Machu Picchu gebaut haben?

Aber fangen wir vorne an, denn am Anfang waren 8 Stunden Autofahrt. Eingequetscht in einem Mini-Van mit 11 weiteren Personen, wobei jeder zusaetzlich seinen Rucksack auf dem Schoss hatte. So ging es in Serpentinen erstmal von 3400m auf 3800m, dann hinunter auf 1900m, um dann letzten Endes am Ziel wieder bei 2400m zu sein. Waehrend sich mein Kopf also wegen der Hoehe beschwert hat, begann im Magen eine Rebellion gegen die rasante Fahrweise, mit der wir um die engsten Kurven geduest sind. Manchmal auf nasser, schlammiger, einspuriger Fahrbahn am Berghang entlang. Einige im Bus schienen sehr begeistert davon zu sein, wie weit da unter uns gerade ein Fluss vorbeirauschte. Ich fand es hingegen eher bedenklich, dass unser Fahrer nebenbei auch noch am Telefonieren und Banane-Essen war.
Nun, ich hatte mir die Fahrt also eingebrockt, weil ich mir das Geld fuer den ueberteuerten Zug sparen wollte. Aber mittlerweile glaube ich, dass es das Geld wert gewesen waere, um diese Hin- & Rueckfahrt im Mini-Van zu umgehen.

Mit dem Auto konnte man eh nicht direkt nach Agua Calientes fahren, das Dorf am Fusse des Machu Picchu. Aber ehrlich gesagt war ich froh, aus dem Auto raus zu kommen und bin dann gerne noch 2,5 Stunden auf einer schoenen Strecke an Bahngleisen und Fluss entlang durch den Dschungel gelaufen.

Es folgte 1 (kurze) Nacht in Agua Calientes im Hostel und um 5:00 Uhr in der Frueh ging es dann schon wieder weiter. Eigentlich war geplant, dass wir zu Fuss den Berg hoch laufen. Doch wegen starkem Regen haben wir dann doch lieber in ein Busticket investiert. Gott sei Dank, wie ich im Nachhinein nur sagen kann. 

Oben angekommen gab es dann erstmal eine Fuehrung durch das Inka-Dorf. Wegen der vielen Wolken war das erst etwas frustierend, da die Aussicht doch sehr zu wuenschen uebrig liess. Der Fuehrer meinte aber, dass das voellig normal sei fuer die Regenzeit und dass das in ein paar Stunden schon aufklaeren wuerde.
Wenn man nun also schon weiss, dass es um die Uhrzeit generell ungemuetlich ist... wieso plant man dann so eine gefuehrte Tour nicht einfach spaeter? Meine Zweifel am Reiseanbieter wuchsen erneut.

Aber tatsaechlich wurde es gegen 10 Uhr dann richtig schoen und warm und man konnte den Berg in seiner ganzen Pracht geniessen. Man hatte uns gesagt, dass der Abstieg zu Fuss 1 Stunde dauern wuerde, wenn man gemuetlich laeuft. Fuer den Rueckweg hatten wir Zugtickets fur die Strecke, die wir gestern laufen mussten, also sollten wir um 13 Uhr am Bahnhof sein. Um sicher zu gehen machte ich mich dann also schon um 11:30 Uhr an den Abstieg. Nachdem wir naemlich seit 6 Uhr in der Frueh schon im Inka-Dorf treppauf und treppab gekrakselt waren, begannen meine Beine naemlich schon, sich ein wenig zu beschweren.

Doch was nun noch kommen sollte war nichts dagegen: alte Inka-Stein-Stufen die auch schon mal 30 bis 40cm hoch sein konnten. Noch immer etwas rutschig von Regen ging es also immer steil bergab. Nach etwa 45 Minuten begannen meinen Beine zu zittern und ich musste eine kurze Pause einlegen. Nach weiteren 15 Minuten wurde ich etwas unruhig, denn es war noch immer kein Ende in Sicht. Tapfer kletterte ich weiter Stufe um Stufe hinab, alle Beschwerden aus den Beinen ignorierend. Und nach einer weiteren 1/4 Stunde endlich das Ende der Treppe! Yeah! Yeah? Wo bin ich denn jetzt? Ich kannte die Wegstrecke, denn auf der waren wir gestern auch schon entlang gelaufen. Daher schwante mir, dass ich immer noch gut 20 Minuten vom Dorf entfernt war. Also musste ich mich jetzt richtig beeilen. Normalerweise heisst es hier zwar: Um so und so viel Uhr vor Ort sein, weil man naemlich schon 30 Minuten spaeter losfahren will, was sich dann meistens aber auch nochmal verzoegert. Aber da ich in Suedamerika noch nie Zug gefahren bin, wollte ich das lieber nicht riskieren. So schnell mich meine Beine also noch trugen, schleppte ich mich um 13:05h bis kurz vor den Bahnhof. Dann bekam ich die schlimmste Kraempfe ever in beiden Oberschenkeln gleichzeitig. Zittrig bleibe ich kurz stehen, versuche zu entspannen und die Beine zu lockern. Wackelig geht es ein paar Schritte weiter, es tut unglaublich weh, aber immerhin machen die Muskeln weiter. Am naechsten Getraenkestand den ich sehen kann hole ich mir ein isotonisches Gesoeff. Vielleicht hilft es tatsaechlich was, vielleicht hilft aber auch einfach nur die Minute die ich stehen bleibe: Meine Beine lassen mich nicht im Stich und halten weiter durch. Am Bahnhof zeige ich mein Ticket, mein schickt mich zum Bahnsteig weiter. Dort soll ich dann erstmal warten, denn es sei noch nicht sicher, ob ich in diesem Zug mitfahren kann. Ich versteh es erst nicht ganz. Bin ich zu spaet? Nein, nein. Es sei nicht meine Schuld! Der Zug der hier steht sei der Zug, der um 12.00h haette losfahren sollen. Aber es gab Probleme mit der Lok. Nun ueberlegt man, ob man noch ein paar Wagons dran haengt und die beiden Fahrten zusammenlegt.

Ich weiss nicht was sie am Ende genau gemacht haben. Ich durfte auf jeden Fall einsteigen. Ein paar andere nicht. Und dann ging es also mit dem Zug zurueck zu der Stelle, an der uns das Auto tags zuvor rausgelassen hatte. Dort gab es dann nochmal Chaos, wer denn nun mit welchem Auto zurueckfahren sollte. Leute sollten einsteigen, die dann wieder aussteigen mussten, damit andere einsteigen konnten, die dann wieder aussteigen mussten damit diejenigen, die anfangs schon drin sassen dann doch wieder einsteigen sollten. Und endlich ging es dann weiter, eingepfercht im Mini-Van, mit Beinen die noch lange nicht mit ihren Beschwerden fertig sein sollten.

Den Trip werde ich also sicher nicht so schnell vergessen. Aber trotzdem war es da oben auf dem Machu Picchu ziemlich genial. Mein Bedarf an Abenteuer ist jetzt aber auch erstmal wieder gestillt. Und der an Treppensteigen auch.