Mittwoch, 30. Januar 2013

Pucallpa

Die Hinfahrt fing schonmal gut an: Aus 18 geplanten Stunden wurden fast 24, weil ein Erdrutsch die Strasse versperrt hatte. Auf beiden Seiten staute sich der Verkehr kilometerweit... aber was sollte man auch sonst tun ausser warten.
Wegen Regen war die Strasse ueberall nur in mittelmaessigem Zustand und der Hoehenanstieg hat mir zudem zu schaffen gemacht. Aber letztlich hab ichs dann doch ohne die bereitgestellte Tuete geschafft!

In Pucallpa bzw. auf dem Freizeitgelaende 15km vom Staedtchen entfernt gab es dann aber einiges zu erleben: In einer Haengematte schlafen (superbequem und nichts von wegen Krummem Ruecken!), sinflutartige Regenschauer die das Gelaende in einen grossen Sumpf verwandelten (Schlammspritzer bis zu den Knien), gefolgt von grosser Hitze und extra vielen Mosquitos (ganz oben auf der Speiseliste: exotisches Deutsches Blut serviert unter hell-leuchtender Haut). Nachts verirrten sich auch immer wieder mal Fledermaeuse in den grossen Saal, aber die wollten mein Blut zum Glueck nicht. Weitere Tiere die sich frei bewegen durften: Huehner, Enten, Truthaehne, Schafe, Ziegen, ein ganzes Rudel Hunde das sich froehlich vermehrte und sich aufopferungsvoll um die Beseitigung von Essenresten kuemmerte, eine Katze, Salamander, Kroeten und an einem Tag schaute auch ein kleiner Affe vorbei. Mit dem begannen dann einige ausgelassen zu spielen, bis er anfing in verschiedene Finger zu beissen. Daraufhin wurde reichlich Antibiotika verteilt, die es hier ja in jeder Apotheke frei zu kaufen gibt.
Ansonsten gab es v.a. eines zu essen: Reis. Taeglich mittags und Abends und manchmal auch Milchreis zum Nachtisch. Daher ist mein Bedarf an Reis fuer dieses Jahr jetzt schon gedeckt!

Seit ein paar Tagen bin ich aber wieder zurueck in Lima und der ganze Schlamm ist auch wieder aus den Klamotten gewaschen. Die restlichen Wochen wollen nun gut geplant werden, denn Dank meinen zwei letzten genialen Chefs hab ich nun weder fuer November noch fuer Dezember mein volles Gehalt bekommen. Aber: Das wird schon alles, zur Not eben hier und dort eine Nacht weniger im Hotel und statt Fluegen dann eben doch Busfahrten.

Dienstag, 15. Januar 2013

Tanzende Soldaten, die Hexe und das Meer

Pazifik am Abend mit Auto und Palme

Ich muss zugeben: Was das Sight-Seeing angeht bin ich wirklich schlecht. Natürlich schaue ich mir die allerwichtigsten Sachen an (kein Paris ohne den Eifelturm), aber ansonsten habe ich nicht den Drang, endlose Listen mit Orten, Gebäuden oder Denkmälern abzulaufen und das obligatorische Foto zu machen um die Sache abhaken zu können. Stattdessen mag ich Erkundungstouren ohne am Anfang schon genau zu wissen, wo es mich hinführen wird.
Zum Glück habe ich hier genug Zeit um genau das zu tun: Einfach mal ins Blaue hinein loslaufen. Also machte ich mich spätnachmittags auf den Weg in Richtung eines der reichen Stadtviertel von Lima (ich hatte mich vorher informiert, in welchen Vierteln ich mich denn halbwegs sicher bewegen kann, ohne akute Angst vor Übergriffen haben zu müssen.). Erstmal immer schön einer Hauptstrasse nach um nicht die Orientierung zu verlieren. Und ab und an die ein oder andere Abzweigung nehmen, wenn die Straße irgendwie verheißungsvoll aussah. So kam ich dann u.a. an etlichen Stadtvillen (u.a. dem UNICEF - Büro) vorbei mit zahlreichen Wachmännern vor den Einfahrten, einem schönen kleinen Park mit knutschenden Pärchen und einem schwarzen Pudel der ausgelassen auf dem Rasen herumtollte. Als ich dann gerade anfing ans Umkehren zu denken entdeckte ich von einem Aussichtspunkt dann aber plötzlich in der Ferne unter mir: Das Meer! Da war ich nun also doch ein gutes Stück weiter gelaufen als ich gedacht hatte. Aber wenn ich nun schonmal so nah am Pazifik dran war, dann wollte ich wirklich nicht mehr umdrehen ohne einmal am Strand gewesen zu sein! Also machte ich mich an den Abstieg, der sich dann doch noch ganz schön hinzog, so dass ich dann gerade noch die letzten Sonnenstrahlen an der Küste erwischte. Aber in der Dämmerung war das Rauschen der Wellen umso beeindruckender und den langen Rückweg auch auf jeden Fall Wert!

Tags darauf ging es dann etwas geplanter in die Innenstadt. Von einem ortsansässigen Bekannten hatte ich mir zuvor ein paar Tipps geben lassen, welche Plätze ich denn besuchen sollte und wo ich den Bus finde, der einen nahegelegenen Berg erklimmt, von dem aus man eine tolle Aussicht haben soll. Also lief ich diesmal etwas zielvoller drauf los, bin aber doch etliche mal anders abgebogen, wenn ich interessante Sachen näher ansehen wollte. Nach vielen Umwegen kam ich dann aber doch am "Plaza de Armas" an auf dem just in diesem Moment eine Militärparade stattfand. Den ausgesprochen freundlichen Mann der mir sehr hartnäckig ein Tattoo aufschwatzen wollte musste ich dann also einfach mal stehen lassen um die Soldaten naeher anschauen zu können. Denn zu fröhlicher Blasmusik kam erstmal ein grüngekleideter Typ heraus, der steif und wichtig vor dem Tor stehen blieb. Von anderen Seiten des Platzes traten dann 2 hellblaue Männer mit Säbeln dazu, die im Takt die Säbel schwangen und erst den grünen und dann sich gegenseitig begrüßten. Darauf hin zog dann ein ganzes Heer dunkelblauer Musketenträger im steifen Gleichschritt auf und positionierte sich über den ganzen Platz verteilt. Die Musik verstummte und ein paar Leute klatschten. Doch wer dachte es wäre vorbei, lag weit daneben. Die Blaskapelle stimmte eine fröhliche Polka an und die Musketiere fingen an rhythmisch die Musketen zu schwingen und sich tanzend über den Platz zu bewegen: Jeder 2. einen Schritt vor. Paarweise zueinander umdrehen. Die Muskete schwingen. Wieder umdrehen. Ein Stück laufen. Alles mit militärischer Disziplin im Takt und mit aller Härte durchchoreografiert. Rhythmische Wassergymnastik ist ein Dreck dagegen.
Nach diesem Spektakel ging es dann im Bus auf den "Cerro San Cristobal". Ich musste mich auf einen  wackligen, ausklappbaren Sitz in der Busmitte setzen und hatte während der gesamten Steigung (wenn das mal keine 30 Grad oder mehr waren!) Angst, dass der Sitz jetzt gleich nachgibt und ich auf die Leute hinter mir falle. Neben mir saß eine Frau mit einem Kind, anscheinend aus Costa Rica stammend. Kaum das ich eingestiegen war begann er heftig über die Haare auf meinen Armen zu diskutieren. (Mira! Está rubio hasta los abrazos!) Und während der ganzen Fahrt beugte er sich dann ständig rüber um meinen Arm zu streicheln, was er auch nicht einstellen wollte als ich ihm mitgeteilt habe, dass mich das stört. (Cómo es que habla español???) Die Frau (möglicherweise seine Tante), schien das alles überhaupt nicht zu interessieren...
Vom Gipfel aus hatte man dann aber tatsächlich auch eine herrliche Aussicht. Und was anderes gab es zudem auch noch zu sehen: Ein magisches Ritual!
spirituelles Ritual mit gelbem Zeug am Ende
Ich hatte schon von der Zauberei hier gehört, und dass man da u.a. mit Bier angespuckt werden kann. Nun habe ich also beobachten können wie die junge Frau in grün mit Blütenblaettern eingerieben, mit einer Flüssigkeit besprüht, mit einer Glocke beklingelt und zum Schluss mit einem gelben flockigen Zeug überschüttet worden ist. Auf dem Boden standen auch Bierflaschen, aber bespuckt wurde niemand. Weiter vorne schwelte ein Feuerchen, vor dem sich die ältere Frau immer wieder verbeugte. Für oder gegen was es gut sein sollte... keine Ahnung. Aber etwas unheimlich war es schon.

Aber damit endet nun auch schon fast meine erste Etappe hier in Lima! Morgen geht es erstmal in den Norden nach Pucallpa an den Rand des Dschungels (nie zuvor war ich dem Äquator näher, aber ganz ran geht es diesmal nicht). Und in der 3.Etappe geht es dann in den Süden zu den großen Touristen Attraktionen, bevor ich die letzten Tage dann wieder in Lima verbringen werden.

Samstag, 12. Januar 2013

Pikantes Meerschweinchen und die letzten Geheimnisse der Inkas

Seit ich weiß dass Meerschweinchen in Peru als Delikatesse gilt, und seit eine Mitbewohnerin von mir mal einen super nervigen Hamster als Haustier gehalten hatte war mir klar:  Mindestens ein Nagetier will ich dann doch auch mal gegessen haben. Und nun war es soweit:

Pikantes Meerschweinchen auf Reis mit Kartoffeln

Auf einem öffentlichen Platz hatten sie ein großes Buffet verschiedener Spezialitäten aufgebaut, und darunter war dann auch "Picante del Cuy". Leider schmeckt das ganze aber auch so wie es aussieht. Die Haut war extrem zäh und fast schon ledern. Und darunter gab es fast nichts außer Knochen. Das wenige Fleisch das ich heraus pulen konnte hat dann aber gar nicht mal so schlecht geschmeckt und an Hähnchen erinnert. Während dem essen hat mir das arme Vieh dann sogar immer mehr Leid getan. Wie es so nackt und rattig da lag, die Vorderpfote gekrümmt, das Ohr angelegt mit dem geschlossenen Augenschlitz und auf der anderen Seite hing sogar noch die Zunge aus dem Mund. Höchstwahrscheinlich bleibt das dann auch das einzige (halbe) Meerschweinchen, das es auf meinen Teller geschafft hat.

Auf meiner Suche nach Inka-Schätzen wurde ich derweil auch schon fündig, und zwar im Supermarkt. Inka Gold in rauhen Mengen!

mittlerweile im Besitz der Roten
Mit mehr Zucker und mehr Koffein als in gewöhnlicher Cola würde das bei uns vermutlich gleich als Energy-Drink verkauft werden. Tatsächlich weiß aber niemand so genau, was denn nun letztlich die geheime Zutat ist, das dem ganzen den Geschmack gibt. Selbst die Roten mit ihrer Cola sind dem Geheimnis einfach nicht auf die Schliche gekommen, weshalb sie dann kurzerhand die ganze peruanische Firma aufgekauft haben und das Zeug nun selbst verkaufen. So macht man das eben mit erfolgreicher Konkurrenz. Alle anderen werden das Inka Geheimnis nun wohl nie erfahren, dürfen ihren Frust aber gerne mit Inca Kola runterspülen.


Donnerstag, 10. Januar 2013

Olfaktorische Besonderheiten

Und dann hatte ich ihn plötzlich wieder in der Nase, der Geruch nach südamerikanischer Großstadt! Der Geruch nach Benzin, Staub, Gegrilltem und ich weiß was noch alles. Und er kam mir gleich wieder so vertraut vor... herrlich!

Die Hinreise war ziemlich anstrengend und die ganze Warterei an den Flughäfen sehr langwierig, aber Dank Lektüre immerhin keine verschwendete Zeit. Der Flughafen von Amsterdam, wo ich 4 Stunden auf den Anschlussflug warten musste, hat mich sogar mit seiner Bibliothek überrascht! Dort konnte man ausschließlich niederländische Autoren finden, in alle möglichen Sprachen übersetzt. Die deutsche Abteilung hatte dann auch eine gewisse Auswahl, während es auf türkisch oder koreanisch nur 2 oder 3 Bücher gab. Trotzdem finde ich die Idee gut und das kann man ja mit der Zeit auch noch ausbauen. Obwohl hoffentlich niemand so lange am Flughafen sitzen muss um nen richtig dicken Roman lesen zu können. Ich habe mich dann auch schnell in die "Sleeping Area" über der Bibliothek zurück gezogen.
Gerade im war das eine weise Entscheidung, denn während den anschließenden 12 Stunden Flug  saß ich neben Mutter mit Kind und es kam dann doch zu einigen Turbulenzen, nicht nur außerhalb der Kabine.
Aber das Essen der Royal Dutch Airlines hat mich positiv überrascht! Einerseits gab es quasi ständig irgendwelche Aufmerksamkeiten wie "smoked Almonds" (einfach nur gesalzene Erdnüsse wären wohl zu simpel gewesen), Kekse, Eis oder einen Jogurtbecher voll frisch abgefüllten Quellwassers, sondern das Essen war auch gar nicht so übel. Soviel Couscous hatte ich auch noch nie an einem Tag gegessen.

Jetzt ist hier der 1.Tag auch schon wieder fast vorbei, die ersten Euro sind gegen Sol getauscht und weitere Reisepläne werden konkreter. Das Klima hier ist bisher sonnig und warm, aber dank einer kühlen Brise vom Pazifik her sehr angenehm und macht Lust auf weitere Unternehmungen!

Montag, 7. Januar 2013

Ich bin dann mal weg

Es geht los: Erst auf die Straße, dann auf die Schiene und dann ab durch die Luft!
Wenn ich dazu komme meld ich mich wieder vom anderen Ende der Welt!