Dienstag, 11. Dezember 2012

Kamelgrippe

Ich kämpfe mich mit dem Auto durch die Schneewehen der Innenstadt. Jedes Aussteigen in die Kälte ist eine Qual. Mein Kopf hämmert, mein Hals tut weh und meine Nase füllt sich nun auch langsam. Ich hätte doch heute morgen schon zum Arzt gehen sollen. So werd ich jetzt wohl noch den Tag überstehen müssen, wenn ich nicht will das eine ganze Tour liegen bleibt.
Der kalte Wind bläst mir den Schnee ins Gesicht, während ich die Pakete hole, in den nächsten warmen Laden rein laufe, um dann gleich wieder raus in die Kälte und zurück ins lauwarme Auto. Mein Kopf glüht und meine Füße frieren. Die Scheiben laufen innen an und außen gefriert der Latsch an die Scheibenwischer, die ich immer wieder sauber wischen muss, damit sie die Frontscheibe sauber wischen können.

In Schrittgeschwindigkeit biege ich um die nächste Kurve, als sich da plötzlich ein großes zotteliges Tier im Weg aufbaut. Es schaut mich an, mit einem Blick der irgendwie irritiert, mitleidig, gequält und langweilig zugleich aussieht. Es handelt sich um ein Kamel. Das Auto kommt zum Stehen und ich mache die Augen kurz zu. Hab ich jetzt etwa auch noch Fieberhalluzinationen? Da steht doch jetzt nicht wirklich ein Kamel???

Ich mache die Augen wieder auf und das Kamel steht immer noch da und zeigt mir jetzt sein Hinterteil und wackelt mit den beiden Höckern. Immer noch steht es mitten im Weg. Und es ist der einzige den es noch gibt, nachdem der Rest der Fußgängerzone mit Weihnachtsmarkt belegt ist.
Nun stellt sich auch noch ein Mann mit einer Spendenbüchse neben das Kamel. Irgendein Zirkus oder Zoo will Geld sammeln. Der Mann will nicht weggehen, also steige ich aus und erzähle ihm, was ich davon halte, dass er das arme Kamel im Schneetreiben in der Innenstadt  rumstehen lässt. Und dass ich ihm dafür nun wirklich nicht auch noch Geld geben werde. Und dass er jetzt bitte aus dem Weg gehen soll weil ich hier arbeiten muss. Mürrisch zieht er ein Stück an den Rand wo eine Decke auf dem Boden liegt, auf die sich das Kamel jetzt legen soll. Aber das will nicht. Ich kann es verstehen und fahre weiter.

Am Ende des Tages schaff ich es dann endlich zum Arzt, der mir eine ausgewachsene Grippe bescheinigt um mir für den Rest der Woche Arbeitsunfähigkeit bescheinigt. Und vom Fenster aus sieht es doch schon viel angenehmer aus, wenn sich der Schnee draußen immer höher stapelt. Auch wenn mir alles weh tut, die Nase läuft und mir immer wieder etwas schwindlig wird.