Donnerstag, 29. Dezember 2011

Der Hund in der Handtasche

Ich sitze im Zug und lache.
Neben mir sitzt ein Hund in einer Handtasche, den ich immer wieder mal kraulen muss, damit er nicht heult. Mir gegenüber sitzt der Schaffner, im Streitgespräch mit einer Frau. Im Abteil neben mir packt eine andere hecktisch sein Sachen zusammen, weil der Zug gar nicht da hin fährt, wo sie hin will. Und irgendwo am Bahnhof in Ulm steht eine Raucherin und vermisst ihren Hund.
Als ob das alles nicht schon kurios genug wäre: Der Zug ist pünktlich in Ulm abgefahren und wird auch ohne Verspätung in Stuttgart ankommen!
Ich sitze im Zug und kann nun schon seit etwa 5 Minuten nicht mehr aufhören zu lachen.

Aber alles der Reihe nach von vorne:
Mit dem Nahverkehr auf dem Weg zurück nach Tübingen habe ich beim Umsteigen in Ulm keine Probleme. Fast wäre ich schon am Wagen vorbeigelaufen, doch als ich sehe, dass da fast niemand drin sitzt, gehe ich eben wieder 3 Schritte zurück und steige in eben jenen Wagen, in dem sich im Folgenden gleich 3 Dramen abspielen werden. Als ich gerade meine Tasche verstaut und mich gesetzt habe, stellt jemand neben mir einen Hund ab, verpackt in einer pinken Tasche. Im Zug vorher ist mir diese Person auch schon aufgefallen, die lautstark am Handy geschimpft und gelästert hat. Nennen wir sie im Folgenden einfach nur noch die "schwarze Paris Hilton". Die schwarze Paris Hilton stellt also Hund und Koffer neben mir ab und fragt, ob ich auf den Hund aufpassen kann, denn sie möchte noch schnelle eine Rauchen. "Aber fährt der Zug denn nicht gleich los?" - "So ein Quatsch, der fährt erst in ner 1/4 Stunde los!" tönt es aus dem Abteil nebenan. Eine Frau, die es sich über 3 Sitze bequem gemacht hat, senkt genervt ihr Taschenbuch "Der Medicus". Ich soll hier mal keinen Stress verbreiten. Also lächle ich noch einmal gequält die schwarze Paris Hilton an, die ihre Marlboro packt und nach draußen in den Raucherbereich eilt. Der Hund neben mir jault kurz, worauf ich ihm den Kopf kraule (mehr schaut aus der Tasche nicht heraus). Der Hund dreht seinen Kopf und schaut mich zufrieden an, bevor er seine Augen wieder schließt und weiter döst. Kurz darauf ruckelt es, die Türen schließen sich und der Zug setzt sich in Bewegung.
"Haaaalt! Neeeiiiinnn! Neeeeiiiinnn!" Die schwarze Paris Hilton wummert gegen die Fensterscheibe, bevor sie nach und nach als kleiner schwarzer Punkt hinter uns am Bahnhof verschwindet. Der Hund schaut mich zufrieden an, ich kraule ihn weiter.
Im Abteil nebenan: "Warum fährt der Zug denn jetzt schon los?" Die eben noch total entspannte Frau springt entsetzt auf: "Der arme Hund! Fährt der jetzt ganz allein bis nach Kempten?" Das konnte ich dann zum Glück schnell abstreiten, denn der Zug fährt nicht nach Kempten. Als Beweis kann ich auf die Anzeige neben der Tür verweisen: Regionalexpress nach Mosbach über Stuttgart. Die entspannte Frau ist plötzlich komplett unentspannt, denn sie wollte nach Kempten fahren! Der Zug fährt wahrscheinlich in der Tat erst in 10 Minuten ab, aber eben nicht von Gleis 4 Nord, sondern von Gleis 4 Süd. Sie packt entsetzt ihre Sachen zusammen, während ich den Hund kraule, der sich mittlerweile auf den Rücken gedreht hat und nun auch noch seine beiden Vorderpfoten aus der Tasche herausstreckt. Ich bin mir nicht sicher, ob er gerade stirbt, oder sich extrem wohl fühlt. Aber so lang er nicht bellt oder beißt ist mir das erstmal egal.

Es dauert etwa 10 Minuten, bis der Schaffner uns findet. Von Ulm aus hat man ihn verständigt, dass es einen frauchenlosen Hund mitsamt Koffer in seinem Zug gibt, den er bis Stuttgart eskortieren soll. Denn Frauchen wird nun im nächsten Zug hinterher eilen und in Stuttgart den Hund am Info Point abholen. Gewissenhaft setzt sich der gute Mann also in mein Abteilt und konzentriert seine ganzen Fähigkeiten auf das Eskortieren von Koffer und Hund. Nebenbei weist er die unentspannten Frau neben uns an, jetzt auszusteigen und in 3 Minuten den Zug zu nehmen, der wieder zurück nach Ulm fährt. Als Augenzeuge kann ich die Geschichte der schwarzen Paris Hilton erzählen und wir lachen ein wenig vor uns hin. "Rauchen gefährdet die Gesundheit ihrer Haustiere!" "Haustiere von Rauchern gehen schneller in Nahverkehrszügen verloren!"

Noch bevor die unentspannte Frau aussteigen kann, kommt allerdings schon die nächste unentspannte Frau daher und stellt sich neben das Abteil, von dem ich gar nicht all zu lange Zeit vorher noch gehofft hatte, es für mich allein haben zu können.
Sie wurde aus dem ICE geworfen! Und dürfe jetzt nur noch RE und RB fahren! Hat der unverschämte ICE Schaffner ihr auf ihre Fahrkarte geschrieben! "Wie kann der einfach so irgendwas auf MEINE Fahrkarte schreiben! Ich streich das jetzt wieder durch! Das sieht dann doch keiner mehr!"
Es war der Moment, an dem ich laut zu lachen anfing. Ich bekomme einen böse Blicke von unentspannten Frauen und einen tadelnden, wenn auch verständnissvollen Blick vom Schaffner.

Der Zug hält, Abgang unentspannte Frau 1.
Unentspannte Frau 2 setzt sich neben Schaffner.
Hund döst, ich kraule. Unterdrücktes Lachen.

Die verbliebene unentspannte Frau zeigt ihre Fahrkarte und der Schaffner erklärt, dass sie sich mit ihrem zugebundenen Spar-Ticket ihren Zug nicht einfach frei aussuchen darf und das es daher durchaus zulässig war, sie aus dem 14Uhr-ICE zu werfen, wenn ihr Ticket doch nur für den 12Uhr-IC gültig gewesen wäre. Die Frau schimpft weiter, weil sie nicht 3 Stunden Bummelbahn fahren will. Aber einen Aufpreis will sie auch nicht zahlen. Und in Stuttgart wird sie wieder umsteigen, in den nächsten ICE. Der Schaffner will ihr erklären, dass sie dann auf jeden Fall nicht nur ein Ticket kaufen, sondern auch Strafe zahlen muss, da sie ja bereits schon aufgeklärt worden ist, welche Züge sie mit ihrem Ticket jetzt noch benutzen darf, und sie sich daher strafbar macht, wenn sie ohne gültiges Ticket einfach in einen Zug steigt.
"Aber ich streich das jetzt einfach wieder durch! Das sieht dann doch keiner mehr! Der darf doch auch gar nicht eben mal so etwas auf MEINE Fahrkarte schreiben!"
Aber dem Schaffner ist das im Grunde egal, da er jetzt erstmal den Hund eskortiert und dann Feierabend macht. Er hat sie gewarnt, die Schaffner im Fernferkehr seien da nicht so entspannt.

Der Hund hatte im übrigen eine gültige Fahrkarte in seiner Tasche stecken! Der weiß eben, wie mans macht. Und als wir Abschied nehmen mussten, hat er noch immer gelebt und sah an sich sehr zufrieden aus.

Dienstag, 13. Dezember 2011

Menschen am Beckenrand

- "Ich spüre den Mangel deiner Situation sehr deutlich!"
- "Ja, du fühlst es auch!"
- "Nun müssen wir nur noch herausfinden, woran es dir denn mangelt!"
- "Ja..."
- "Lass uns einfach noch ein paar Bahnen nebeneinander schwimmen, dann sehen wir weiter!"

Sprachen die 2 Männer im Beckenrand neben mir und schwammen los. Ich seh die beiden nun quasi jede Woche schwimmen, aber leider mangelt es mir hier an weiteren Informationen.

Wer denkt, dass Leute einfach nur zum Schwimmen ins Hallenbad gehen, der liegt nämlich sowas von weit daneben. Und damit mein ich nun noch nicht mal die Typen, die auffallend wenig schwimmen und dafür umso mehr Zeit am Beckenrand oder unter der Dusche verbringen, und alles sehr aufmerksam beobachten...

Vor allem der Beckenrand ist immer mit den merkwürdigsten Exemplaren Mensch besiedelt. An Warmbadentagen verirren sich schonmal ganze Stammtische zum Quatschen dorthin. Und beschweren sich zwischendurch, wenn irgendjemand daneben mal beim umdrehen etwas spritzt. Als ob man nicht damit rechnen müsste, nass zu werden, wenn man sich ins Wasser stellt.

Besonders witzig finde ich auch diese sportlichen Typen, die überwiegend am Rand sitzen. Die werfen sich nämlich anfangs unter viel Gespritze besonders euphorisch ins Wasser und durchpflügen in Rekordzeit das Becken. Aber nach ein paar Bahnen brauchen sie dann auch wieder 1/2 Stunde um auszuruhen. Oftmals mit einer weiblichen Begleitung, die durch die sportliche Betätigung wohl beeindruckt werden soll. Aber ob das immer so klappt? Denn gerade bei denen, die sich so blind ins Wasser werfen, kann man immer die verrücktesten Zusammenstöße beobachten!
Bzw. man freut sich, wenn man sie beobachten kann. Wenn man selber beteiligt ist, ists nicht so angenehm. Einmal hat sich auch mal so einer hinter mir ins Becken geworfen. Und ich weiß selber nicht so genau, was eigentlich passiert ist, aber er war irgendwann zu nah an mir dran, hat mich an den Beinen gestreift und bevor ich wusste, was los ist hatte ich ihm auch schon mit beiden Füßen ins Gesicht getreten...
Natürlich hab ich hinterher gefragt, ob alles in Ordnung ist, denn irgendwie sah er schon etwas benommen aus. Er gab sich zumindest extrem cool, ist dann aber doch nicht mehr weiter geschwommen.

Soviel zum Schwimmen als gesundem Sport!
Überhaupt: Beim Joggen ist noch keiner Ertrunken....

Historisches Abtauchen

Seit die Baggersaison vorbei ist hab ich das mit dem Schwimmen trotzdem nicht aufgegeben und bin seitdem doch halbwegs regelmäßig 1mal die Woche im Hallenbad.
Aber da einfach nur hin und her schwimmen für mich auf Dauer zu langweilig und ziellos und wenig herausfordern ist, hab ich doch schnell angefangen, zumindest mal meine Bahnen zu zählen. Denn ich will ja wissen, wie viel ich da so schwimme! Bei 25m-Bahnen konnte ich mich dann also nach und nach von 60 über 80 auf 100 Bahnen pro Besuch steigern. Mit Anfangs 4 Verschnaufpausen, mittlerweile auch nur noch 3. Und so langsam klappt auch das Kraueln etwas besser und zuletzt gab es sogar mal 125m Kraulen am Stück. Aber insgesamt bin ich eher noch dabei, abwechselnd Bahnen mit Brust- und Kraul-Technik (oder was ich zumindest dafür halte...) auf längere Strecken durchzuhalten.

Ja, und wie ich da also meine Bahnen schwimme und immer jeweils eine Zahl in meinem Kopf auftaucht, musst ich irgendwann bei 68 auch mal an 1968 denken! Und so wurde es zusätzlich zu einer Angewohnheit, dass ich mit den 100 Bahnen ebenfalls über die letzten 100 Jahre Gedanken mache, bzw. was noch davon in meinem Kopf ist. Dass ich über das Kaisserreich von 1901 nicht wirklich irgendwas weiß, ist dabei nicht so schlimm, denn anfangs braucht das Schwimmen selbst auch noch fast meine ganze Aufmerksamkeit. Aber gerade wenn es in den 30er dann erste Müdigkeit aufkommt, dann beginnt das Kriegsgeschehen eben auch in meinem Kopf. Oder wenn ich im Endspurt dann schon ans aufhören denken will kommt ja noch mein Geburtsjahr und viele andere Sachen, die ich selbst erlebt habe. Und manchmal schlag ich hinterher auch noch ein bestimmtes Jahr im Internet nach, damit ich beim nächsten Abtauchen auch was dazu denken kann. Wer will da also behaupten, Geschichte müsste trocken sein?!

Dummerweise funktioniert die Konditionierung aber auch anders herum. Denn nun muss ich bei den 20ern auch immer an eine große Welle denken und wie ich mich beim Einatmen auf halber Strecke richtig übel verschluckt habe. Oder der schlimme Wadenkrampf 76...

Sonntag, 4. Dezember 2011

Bosse im Sudhaus

Wow, das war ein super Konzert!
Als der Axel Bosse zwei Wochen vor dem Konzert plötzlich mit ner Kehlkopfentzündung flach lag und etliche Termine verschoben werden mussten, wurde auch hier gebangt: Tübingen sollte das zweite Konzerte nach der Krankheitspause werden... Und wurde es auch!
Passenderweise bekam ich dann an den Tagen vorher Halsschmerzen und saß mit Tee und Vitaminen zu Hause in der Hoffnung, dass es nicht schlimmer wird. Aber egal: Das mit dem Mitsingen hätte ich zwar besser sein gelassen, dann würde ich heute auch noch etwas mehr Stimme habe. Doch wenn man da in der Menge steht und der Typ auf der Bühne auch so super motiviert ist, dann wird man eben mitgerissen. Und wahrscheinlich war das hier auch mein letztes Rock-Konzert vor meinem 30 Geburtstag... Daran haben mich dann auch direkt mal die Mädels neben mir erinnert, die sich vor dem Konzert darüber unterhalten haben, wieviel Angst sie denn schon vor ihrem 18. Geburtstag hätten. WAAAS? Seit wann hat man vor 18 denn Angst? Also wirklich. Naja, ich hab ja nun auch noch etliche Wochen bis 30... aber der Countdown läuft! Und ich freu mich eher, als dass ich Angst habe. ;)

Aber zurück zum Konzert: Das war zugegebenermaßen nichts für Leute mit ner Schweiß-Phobie! Nach dem zweiten Lied hätte sich der Gute schon duschen können. Hat er aber nicht sondern eben mal noch 1,5 Stunden weiter gemacht. Und wenn er zwischendurch auch immer wieder mal wie ein nasser Hund sein Haupthaar geschüttelt hat, dann war ich doch froh, nicht in der ersten Reihe gestanden zu haben. Aber am Ende zeigt das ja auch, dass man für sein Eintrittsgeld vollen Einsatz geboten bekommt, also: Weiter so!
Ob seine Eltern das mit dem Schweiß geahnt hatten, als sie ihn Axel getauft haben??

Dank YouTube und Leuten, die auf Konzerte gehen und dabei filmen, kann ich euch diesen Ausschnitt hier präsentieren. Das war schon recht spät an dem Abend, was man aber auch am Zustand des T-Shirts erkennen kann. ^^