Freitag, 8. Juli 2011

Stadtfest in Tübingen

Heute Nachmittag gings los, das Tübinger Stadtfest. Obwohl das alle zwei Jahre stattfindet, weiß ich nicht, wieso ich da bisher noch nie war. Bzw. noch nie so richtig mitbekommen habe, dass es gerade ist. War ich an den WE immer weg? Musste ich arbeiten? Was auch immer: Es wurde höchste Zeit, da mal hin zu gehen.
Und wenn schon, dann richtig: Zum feierlichen Faßanstich auf den Marktplatz und zuschauen, wie der Bürgermeister den Hammer schwingt und die Tübinger Bierkönigin daneben steht, gut aussieht und lächelt.

Und dann also auf ins multikulturelle Getümmel: Quasi an jeder Ecke ne Bühne, auf der irgendwer irgendwann Musik macht oder tanzt. Was nun genau wann und wo ist wird jedoch nur wenigen Insidern bekannt gegeben und man muss überall hinlaufen und schauen, was denn die Aushänge sagen, und ob die nicht vielleicht auch geändert worden sind. Zwischendurch bekommt man auch mal nen Flyer in die Hand gedrückt, dass am anderen Ende der Altstadt gerade Koreaner entweder tanzen, sich bekämpfen oder auch Atemübungen machen sollen. (immer diese verwirrenden Flyer...). Als wir dann am anderen Ende der Altstadt waren gabs nämlich gar keine Koreaner mehr zu sehen.... aber wir hätten Frühlingsrollen mit Pommes essen können, was wir aber nicht wollten. Stattdessen wieder zurück an der Oldie-Country-Folk-Bühne vorbei (If we were going to San Francisco we wouldn't pass here...) zur Rock 'n Roll Bühne. Aus irgendeinem Grund hatten wir Rock 'n Roll erwartet, aber stattdessen gab es erstmal 3 Streetdance-Gruppen zu sehen. Angeblich von DER führenden Streetdance-Schule in Deutschland, die es sich auf ihren Flyer geschrieben hat, das Tanzniveau in ganz Deutschland zu erhöhen. Und wenn man da als Schüler/Student knapp 50 Euro im Monat zahlen muss, müsste man ja eigentlich auch was erwarten können. Aber das was die da auf der Bühne in ihren grauen Jogginghosen zusammengetanzt haben... oh-oh-oh. Die Bewegungen der einzelnen Tänzer waren zueinander unregelmäßig zeitversetzt, und eventuell waren in der Choreografie etliche improvisierte Freestyle-Elemente eingebaut, so genau konnte ich das als Laie nicht sagen.
Ganz zum Schluß gabs dann doch noch ca. 3 Min Rock 'n Roll, aber auch eher von ner Anfängergruppe.

Nachdem wir ganz kurz auf der frisch gemähten Hip-Hop Wiese vorbeschaut haben (das abgemähte Gras lag noch überall rum auf dem feuchten Boden und selbst wenn mir HipHop gefallen würde wär ich nicht geblieben) haben wir auch eine sehr versteckte Bühne gefunden. Wenn man schräg am Mischpult vorbei den Kopf verrenkt hatte, konnte man eine Frau Anfang 50 singen sehen, begleitet von ihren etwa gleichaltrigen Freunden. Womöglich die Reunion einer alten Abi-Band wurde hier gefeiert, zu recht ein wenig versteckt.
Auf der Bühne mit den Studenten-Bands gabs dann aber eben doch die beste Musik, und so sind wir da dann die meiste Zeit verweilt, Bier trinkend und vor uns hin groovend.

Doch dann haben wir uns doch nochmal aufgemacht zu neuen Erkundungsreisen. Der Weg durch engen Gassen war mittlerweile sehr schwierig geworden, da an etlichen Stellen die Leute nun auch schon auf den Straßen am tanzen waren. Ein Weg war gesperrt, weil Afrikaner am Trommeln waren, anderswo ist eine Gruppe von Leuten in Dschinghis-Kahn-Kostümen händchenhaltend im Kreis hin und her gesprungen. Und unzählige Leute standen staunend drum herum. Letztlich sind wir dann vor der indischen Bühne stehen geblieben und haben dort drei Tänzerinnen beobachtet, wie sie sich zu Ehren von einem elefantenköpfigen Gott oder auch der indischen Gottesmutter bewegt haben. Was da auf eine 2000 Jahre alte Tradition zurück ging sah allerdings weniger wie ein Tanz aus, sondern mehr wie ein pantomimisches Theaterstück. Faszinierend und verstörend zugleich, begleitet von einer indischen Musik, mit der ich einfach gar nichts anfangen kann.

Gegessen haben wir dann schließlich vor wieder ner anderen Bühne, auf der es ne ordentliche, junge Band gab, die größtenteils Lieder von Bruno Mars gecovert hat.
Später kamen wir da dann auch nochmal vorbei, und da gabs dann ne andere, etwas ältere Band. Von der Melodie her konnte ich vermuten, dass sie gerade "Sexy" von Westernhagen spielen. Aber vom Text war nur ein tiefes, in Whiskey gespültes "roar-roar" zu verstehen. Da sind wir lieber schnell geflüchtet und von Weitem hätte man auch meinen können, dass da einfach ein großer Hund ins Mikro bellt.

Wieder zurück an der Rock 'n Roll Bühne gab es dort auch diesmal weder Rock noch Roll sondern Boogie Woogie, präsentiert von einer deutschen Boogie Woogie Meisterin. Unglaublich fröhlich winkend und springend sind die Pärchen da hin und her gehüpft und irgendwie haben mich ihre winkenden Posen dann doch wieder ein wenig an den indischen Tanz erinnert... nur aber eben alberner und banaler.
Auf dem Marktplatz gabs weiter Blasmusik und wir wollten nicht warten, bis danach dann DJ Lappi hätte auflegen sollen, denn weiß Gott was der dann aufgelegt hat. Ein letztes Mal an der Bühne der Koreaner vorbei, wo es natürlich wieder keine Koreaner gab, sondern die Louisiana Funky Butts. Aber da unsere Butts eher müde waren als funky, sind wir dann lieber nach Hause.

Morgen geht das ganze dann noch weiter. Wo heute Abend HipHop war, gibts morgen ein großes Kinderfest. Ansonsten bleibt wohl im Großen und Ganzen alles gleich und es wird noch zahlreiche andere Junge und Alte, Talente und Talentfreie zu bestaunen geben. ;)